Hörner/ Antlfinger

„Site d’atterrissage pour les voyageurs dans le temps – Landeplatz für Zeitreisende“
Freitag den 23.09.2016 um 18 Uhr

Das Künstlerpaar Hörner/ Antlfinger, seit 2009 Professoren an der Kunsthochschule für Medien Köln, realisieren medienübergreifende prozessuale Werkkomplexe, welche sich thematisch den Verhältnissen von Mensch, Tier und technisierter Umwelt  widmen. Sie eröffnen kritische Perspektiven auf die Technologisierung unserer Lebenswelt. Ihre räumlichen Erzählungen zeigen Systeme und deren Verhältnismäßigkeiten auf – so handeln sie u.a. von Städten und ihren Bewohnern, von Tieren, die geliebt, und Tieren, die gegessen werden. Seit 2005 unternimmt das Künstlerpaar Zeitreise-Experimente, in denen der Prozess des Imaginierens im Mittelpunkt steht,  das Verhältnis von Individuum zum seinem Umfeld wird hierin erkundet. Zeitreisen sind ein alter Menschheitstraum, wir kennen das Sujet aus Science-Fiction-Literatur und Filmen, in denen meist mittels einer Zeitmaschine, durch Zauberei oder magische Orte der Eintritt in Parallelwelten oder „zurück in die Zukunft“ ermöglicht wird.

Für 10qm entwickeln Ute Hörner und Mathias Antlfinger die ortzbezogene Arbeit „Site d’atterrissage pour les voyageurs dans le temps – Landeplatz für Zeitreisende“. Nach über vier Jahren arbeiten an, um und auf der asphaltierten Fläche an der Florastraße / Ecke Kuenstraße wird nun endlich deren Bestimmung bekannt: Die vorbereitete Örtlichkeit dient als Landeplatz  für Raumfahrzeuge. Die Ankömmlinge sind Zeitreisende, derer natürliche Bewegung vom gewöhnlich gerichteten Zeitablauf abweicht, ja, sie reisen nonlinear durch die Zeiten wie an verschiedene Orte und machen hier und da Station. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um dem Science-Fiction-Sujet entlehnten technisierte Flugobjekte, sondern um Austernschalen. Muscheln dienen dem Menschen seit Jahrtausenden als Nahrung, als Ausgangsmaterial für Schmuck, insbesondere der Perlenzucht, in frühzeitlicher Kultur als Tauschmittel (Muschelgeld), zur Herstellung einiger Medikamente  oder auch als natürliche Reinigung von Teichen. Austern existieren bereits seit 250 Millionen Jahren, einmal angewachsen verbleiben sie an einem Ort.

Das Künstlerpaar gibt nun nicht nur dem Betrachter die Möglichkeit eine potentielle Reise mit Hilfe der Kalkkapseln zu imaginieren, sondern bietet den Austern die Möglichkeit vor Ort auszusteigen und die Gegend zu erkunden. Wie mag sich die beschauliche Wohngegend am Park in Köln-Nippes wohl aus der Sicht der Auster darstellen?